TypeScript gewinnt in der modernen Webentwicklung zunehmend an Bedeutung und eröffnet auch im SAP UI5-Umfeld neue Potenziale. In diesem Beitrag werfen wir einen genaueren Blick auf die zentralen Vorteile von TypeScript, insbesondere im Kontext der SAP UI5-Entwicklung. Zudem beleuchten wir Herausforderungen, die beim Umstieg auf TypeScript lauern und geben praktische Hinweise sowie Dokumentationslinks für einen direkten hands-on Einstieg mit auf den Weg, ganz im Sinne von „Learning by Doing“.
Warum TypeScript
Dank statischer Typisierung ermöglicht TypeScript nicht nur eine frühzeitige Fehlererkennung unmittelbar bei der Entwicklung, sondern bietet auch eine intelligente Codevervollständigung und automatische Refactorings in modernen IDEs (integrated development environment) wie z.B. Business Application Studio (BAS) oder Visual Studio Code (VS Code).
Besonders in komplexen UI5-Projekten mit vielen Custom Controls oder umfangreichen View-/Controller-Strukturen hilft TypeScript dabei, Interfaces, Klassenstrukturen und Services klar zu definieren, was zu besser wart- und testbarem Code sowie höherer Skalierbarkeit führt.
Mit der neuen Unterstützung von TypeScript in Fiori Elements - über das SAP Fiori Tools Extension Pack und die Verwendung des Flexible Programming Models - wird der Umstieg auch im SAP Kontext immer attraktiver. Typinformationen aus CDS-Annotationsmodellen (z. B. via @sap/ux-specification) lassen sich jetzt wesentlich strukturierter und sicherer nutzen.
Dadurch entwickelt sich TypeScript zu einem möglichen Game-Changer für die SAP UI5-Entwicklung, besonders in grösseren Projekten, in denen Skalierbarkeit, Codequalität und Teamzusammenarbeit entscheidend sind.
Wesentliche Vorteile von TypeScript
TypeScript bietet in Kombination mit UI5 einige Vorteile, die den Entwicklungsalltag vereinfachen. Nachfolgend listen wir die wichtigsten Punkte auf:
Höhere Codequalität und bessere Wartbarkeit
Durch die statische Typisierung erkennt TypeScript viele klassische Fehler bereits zur Entwicklungszeit, noch bevor der Code überhaupt ausgeführt wird. Dies führt zu robusterem Code, reduziert Laufzeitfehler und erleichtert das Refactoring bestehender Anwendungen. Besonders bei der Arbeit mit komplexen UI5-Komponenten wie Views, Controllern und Services zahlt sich das doppelt aus.
IntelliSense und Autovervollständigung in der IDE
Dank der expliziten Typdefinitionen bietet TypeScript eine deutlich bessere Entwicklungserfahrung in modernen IDEs (BAS, VS Code). Funktionen wie IntelliSense, automatische Vervollständigung, Tooltips mit Methodenbeschreibungen und Inline-Dokumentation beschleunigen nicht nur die Entwicklung, sondern verringern auch die Einstiegshürden für neue Teammitglieder.
IntelliSense Autovervollständigung im Business Application Studio (BAS) Parameter- & Funktionsbeschreibung im Business Application Studio (BAS) Schnellere und gezieltere Fehlersuche
TypeScript warnt schon während des Codings vor Typinkonsistenzen, fehlenden Parametern oder falschen Rückgabewerten, lange bevor diese Probleme in der Laufzeit auftreten. Dadurch verkürzt sich der Debugging-Aufwand erheblich und die Codequalität steigt nachhaltig.
Nahtlose Integration in Fiori Elements und UI5
Mit der Weiterentwicklung der SAP Fiori Tools und der Unterstützung für TypeScript in Verbindung mit dem Flexible Programming Model lassen sich auch Fiori Elements-Apps effizient in TypeScript realisieren. Tools wie @sap/ux-specification ermöglichen die Generierung von Typdefinitionen aus CDS-Annotationsmodellen, wodurch z. B. die Verwendung von this.getModel().getProperty(...) endlich typensicher wird.
Skalierbarkeit und verbesserte Teamzusammenarbeit
TypeScript fördert eine strukturierte Codebasis mit klaren Schnittstellen (Interfaces), Klassenhierarchien und sauber getrennten Modulen. Das erleichtert die Arbeit in größeren Entwicklungsteams, verbessert die Code-Lesbarkeit und sorgt für eine optimierte Dokumentation direkt im Code. Gerade bei zeitintensiven oder wachsenden UI5-Projekten ist das ein entscheidender Vorteil.
UI5 Freestyle oder Fiori Elements App mit TypeScript generieren
Ein Projekt mit TypeScript zu starten ist heute einfacher denn je, dank der SAP-eigenen Fiori Tools. Sowohl im SAP Business Application Studio (BAS) als auch in Visual Studio Code kannst man beim Erstellen einer neuen App bereits im Generator die entsprechende Option aktivieren, um eine UI5-Anwendung direkt mit TypeScript-Unterstützung aufzusetzen. Dies funktioniert sowohl für Freestyle Apps (klassisch mit Views, Controllern etc.) als auch für Fiori Elements Apps, die auf CDS-Annotationsmodellen basieren.
Empfohlene Vorgehensweise mit BAS oder VS Code:
Fiori Tools Extension installieren
Application Generator starten
Beim Projekttyp „TypeScript verwenden“ aktivieren
Projektstruktur und Metadatenquelle definieren
Projekt generieren, inklusive vorkonfigurierter TypeScript Basis

Alternative: Projekt mit Yeoman-Generator starten
Für Entwickler:innen, die eine größere Flexibilität wünschen oder außerhalb der SAP Tools arbeiten möchten, bietet die Community mit dem folgenden Yeoman-Generator eine hervorragende Alternative:
Dieser Generator erlaubt die einfache Erstellung einer UI5-Freestyle-App mit TypeScript-Support inklusive integrierter Entwicklungsumgebung, Linter, TypeScript-Konfiguration, Karma für Unit Tests und vielem mehr.
Getting Started: Deine ersten Schritte mit TypeScript in UI5
Um direkt loszulegen, empfehlen wir folgende Links:
Offizielle Dokumentation & Einstiegshilfe:
https://sap.github.io/ui5-typescript/
Walkthrough-Tutorial (inkl. Codebeispielen & Aufgaben):
In diesem Tutorial erstellt man Schritt für Schritt eine UI5-App in TypeScript und lernt die typisierte Modellbindung, die Struktur von Views & Controllern in TypeScript sowie den Umgang mit Services und Modulen kennen.
Herausforderungen beim Umstieg auf TypeScript in UI5
So vielversprechend der Einsatz von TypeScript in UI5-Projekten auch ist, bringt jede neue Technologie auch einige Herausforderungen mit, die es bei der Umstellung zu beachten gilt.
Lernkurve und Umdenken bei JavaScript-Entwickler:innen
Viele UI5-Entwickler:innen kommen aus der klassischen JavaScript-Welt und sind es gewohnt, flexibel (und oft dynamisch) zu entwickeln. TypeScript hingegen erfordert ein stärker strukturiertes Denken, wie etwa bei der Definition von Interfaces, Typen oder Klassenhierarchien.
Komplexere Projektkonfiguration
Ein TypeScript-Projekt benötigt zusätzliche Konfigurationsdateien wie tsconfig.json, angepasste ui5.yaml und allenfalls Transpiler-Einstellungen oder zusätzliche TypeScript-Typdefinitionen für Third-Party-Bibliotheken.
Typdefinitionen für UI5 APIs
Da UI5 selbst ursprünglich in JavaScript entwickelt wurde, existieren nicht für alle UI5-Objekte vollständige oder aktuelle TypeScript-Typdefinitionen. Zwar stellt SAP mittlerweile gepflegte Typings bereit @openui5/types, doch in einigen Fällen kann es zu Inkompatibilitäten oder fehlenden Typinformationen kommen.
Integration mit bestehendem JavaScript-Code
Gerade in gewachsenen UI5-Projekten ist es oft nicht möglich, sofort vollständig auf TypeScript umzusteigen. Die parallele Nutzung von JavaScript und TypeScript in derselben Code Basis kann zu Herausforderungen beim Build-Prozess oder bei der Modulintegration führen.
Toolchain- und Build-Komplexität
Der Einsatz von TypeScript bringt zusätzliche Anforderungen an die Toolchain mit sich – etwa wenn es um Testing, Linting, Transpiling und Deployment geht. Nicht jedes Team ist mit der erweiterten Tool- und Build-Pipeline sofort vertraut.
Fazit
Der Umstieg auf TypeScript in UI5-Projekten bringt viele Vorteile mit sich, von besserer Wartbarkeit bis hin zu höherer Zufriedenheit bei Entwickler:innen. Doch wie jede technologische Veränderung will auch dieser Schritt gut vorbereitet sein. Wer sich frühzeitig mit den Herausforderungen auseinandersetzt und passende Strategien für den Umgang entwickelt, profitiert am Ende umso mehr vom Potenzial dieser modernen Sprache.